Die sanfte Mama Belinda müsste ihre Rasselbande ungefähr Mitte bis Ende Dezember 24 zur Welt gebracht haben. Vielleicht war es schon ihr zweiter, sicher aber der letzte Wurf, und man hatte die Faxen dicke und entsorgte sie am Müll.
Auf dem Heimweg von Heraklion sah ich plötzlich unter einem Müllcontainer etwas Dunkles wuseln.
Bis ich anhielt war es weg. Auch unter dem Container nichts mehr. Aber dahinter!!
Vollkommen verdreckt und eingeschüchtert kuschelten Lilith mit Odin aneinander und wussten nicht so recht, wohin sie vor mir flüchten sollten.
Ich kniete nun im Dreck hinter den Containern und griff schnell mit beiden Händen zu. Auf ihr quietschen begann nun drei Meter über mir ein hysterisches Gebell.
Belinda gab mir zu verstehen, dass ich ihre Babys in Ruhe lassen
soll. Während ich versuchte sie zu locken hörte ich ein weiteres Quietschen.
Nun musste ich mit meinen Lieblings-Cowboystiefeln durch den
Matsch nach oben klettern und entdeckte unter abgeschnittenen
Olivenästen Loki, der verzweifelt versuchte einen viel zu großen Knochen mit seinen Milchzähnchen zu knacken. Da er von diesem nicht ablassen wollte war es ein Leichtes auch ihn zu greifen.
Belinda drehte bald durch als sie ein Baby nach dem Anderen in meinem Auto verschwinden sah.
Ich öffnete eine Konserve und dachte mir, dass ich sie vielleicht im Laufe der Tage anfüttern könnte, denn tatsächlich verwildert kam sie mir nicht vor.
Vom Geruch des Weichfutters angelockt stand plötzlich aus dem
Nichts heraus Piet neben mir und versuchte vor Hunger einen Kopfsprung in die Dose. So verschwand auch er ratzfatz im Auto.
In einem Anflug von Optimismus machte ich mir nun eine Schlinge aus einer Hundeleine und versuchte Belinda aus der Hand zu füttern.
Beim 5. Happs hatte sie den Kopf weit genug durch die Schlinge gesteckt, dass ich zuziehen konnte.
Im hohen Bogen schmiss ich sie ins Auto, sprang hinterher und musste meine zitternden Knie erstmal beruhigen ehe ich nach Hause fahren konnte.
Hier fuhr ich auf den Hof und schloss das Tor, falls Belinda nochmal flüchten wollte. Zum Glück. Denn ich hatte meinen eigenen Hund dabei, den ich nun erst einmal ausladen wollte. Belinda schoss wie ein Pfeil an ihm vorbei und war schneller draußen als ich gucken konnte.
Während der Fahrt allerdings hatte ich sie die ganze Zeit mit der rechten Hand gekrault, was sie sich, auf dem Beifahrersitz thronend, auch gut gefallen ließ.
So trat ich nun einfach auf die Leine und hatte sie mühelos
wieder. Ihre ausgemergelten Babys passten alle zusammen in eine Handgepäckstasche. So trug ich die vier Kleinen zusammen und hielt Belinda an der Leine bis zum Zwinger.
Ausgehungert stürzten sich alle auf das Futter. Die Kleinen waren so schrecklich dehydriert, dass man die Haut nicht einmal anheben konnte, jedes Knöchelchen war spürbar.
Eine Parasitenbehandlung mussten allerdings noch alle über sich ergehen lassen, dann gab es noch zwei warme Strohbettchen und nun durften sie erstmal schlafen.
Mehrere Tage fuhr ich immer wieder gucken ob möglicherweise noch jemand zurückgeblieben war, doch offensichtlich war die Hundefamilie so komplett.
Mama Belinda spielt inzwischen gerne mit ihren Rabauken und auch diese sind so zutraulich, dass ich sie zweimal täglich rausschmeißen muss um den Zwinger überhaupt in Ruhe reinigen zu können. Dennoch merkt man bei Belinda, dass ihr Vorbesitzer sicher nicht nett mit ihr umging.
Als sie spürte, dass ich beim Fotografieren ungeduldig wurde, verzog sie sich sofort in die Hütte.
Doch generell ist sie extrem sanft und lieb und schaut einem beim Kuscheln so tief in die Augen als wolle sie einem erzählen welch besch… Leben sie bisher hatte.
Doch das ist jetzt vorbei.
Ab Ende März dürfte sie wieder in liebevolle Hände umziehen
und ihre Babys werden kurz nach ihr soweit sein.