Gestatten, ich bin

Caprice

Geburtsdatum

07/2022
5

Geschlecht

weiblich

Gewicht

16kg
)

Größe

50cm

Die fröhliche Junghündin, Caprice, hatte bis hierher wirklich sehr viel Pech in ihrem Leben.

Ende August bekam ich den Anruf meiner verzweifelten Nachbarin.
Sie weinte so sehr und stammelte wirres Zeug ,dass ich zunächst kaum
verstand um was es ging. Um sich fit zu halten geht sie abends
regelmässig die Landtraße entlang spazieren. Bis zum angrenzenden Dorf
und drüber hinaus, was eine recht beachtliche Strecke ist.
Bald war sie in Begleitung einer süßen Hündin, die fröhlich um sie herum hüpfte .
Als die Beiden beim Schäfer ankamen schossen dessen Hunde heraus und ließen
sich von der guten Laune der jungen Hündin schnell mitreißen und
tanzten und tollten weiterhin um meine Nachbarin herum.

Da sie nun zu dritt waren wurde das Spiel immer ausgelassener und niemand mehr achtete
auf die Straße… Es kam wie es kommen musste:
Ein Bauer kam mit seinem Pickup, voll beladen mit frisch geernteten Weintrauben,
also obendrein besonders schwer. Den interessierten die drei spielenden Hunde wenig und er
bretterte mit unvermindertem Tempo einfach weiter. Caprice wurde erfasst
und lag nun unter dem Auto. Nicht aus Mitleid etwa hatte er angehalten,
vermutlich hatte Caprice ihn lediglich ausgebremst.
Denn prompt wollte er schlichtweg erneut durchstarten.
Zum Glück erwachte nun aber meine Nachbarin aus ihrer Schockstarre und sprang ihm einfach vor sein
Fahrzeug. Dabei brüllte sie ihn an:
„Du kannst doch so nicht einfach weiterfahren!“
Die Antwort toppte alles, denn er schrie zurück:
„Wieso, liegt der Scheißköter immer noch unter meinem Auto?“
Durch den Tumult war der Schäfer aufmerksam geworden.
Dieser half nun, die verletzte Hündin unter dem Auto des Barbaren hervorzuziehen
und einen kleinen Abhang hinunter in seinen Olivenhain neben den Schafen.
Den erneuten Schmerzen, den Caprice hier nun ausgestanden haben muss will
ich mir gar nicht vorstellen.
Doch es dämmerte mittlerweile und so war es für den Moment das einzig richtige was der Schäfer tun konnte, damit nicht etwa noch ein weiteres Fahrzeug über sie fuhr.
Hilflos brachte er ihr auch noch Wasser und sprühte als erste Hilfe Silberspray über die
offenen Wunden. Als mich der Anruf erreichte war ich zum Glück nicht
alleine. Martin und Bianca waren zu Besuch und ich war nur froh um die
Verstärkung. Martin hüpfte sofort mit ins Auto und meine Nachbarin
zeigte uns, wo die Hündin im Halbdunkeln lag.
Zum Glück hatte ich an meine Fangstange gedacht, die uns nun zugute kam,
denn Caprice biss vor Schmerz und Schock bei jeder Erschütterung um sich.
Mit der Stange fixiert konnten wir sie nun zu zweit auf ein Laken heben ,und damit in
die Unterseite einer Box um die Hündin so wenig wie möglich zu biegen
oder zu erschüttern.
Wäre ich alleine gewesen hätte ich Caprice unendlich mehr weh tun müssen um sie bis ins Auto zu transportieren.
Logisch dass solch Sachen ausgerechnet Dienstag Abend passieren müssen
wo meine Tierärzte beide geschlossen haben. In dem Zustand allerdings
hätten sie sowieso nicht mehr gemacht als Antibiotikum und Schmerzmittel
zu geben, das ich ihr für den Abend also selbst verabreichte.

Am nächsten Morgen ging es dann gleich ab in die Praxis. Die
Röntgenaufnahmen bestätigten, was ich am Abend zuvor schon befürchtet
hatte: Die Hüfte war beidseitig mehrfach gebrochen, eine OP hierzulande
ausgeschlossen. Caprice, die wir zunächst unter uns Äxi nannten, von
accident, sollte also absolute Bettruhe bekommen und weiterhin
Antibiotikum mit Schmerzmitteln. Weiterhin fand sich auf der einen
Röntgenaufnahme eine Diabolo Kugel über den Rippen. Diese hat sich
mittlerweile so weit rausgebohrt dass ich sie nach cirka einem Monat
einfach herausdrücken konnte und sie liegt nun in meiner Glasvitrine.

In den Städten ist hier vieles besser geworden mit den Streunern, leider
jedoch in den Dörfern haben diese nach wie vor keine Chancen zum
Überleben. Somit hatte Caprice wohl sogar noch Glück im Unglück, denn
auf kurz oder lang hätte eine andere Kugel besser getroffen.

Sie zu pflegen war die ersten zwei Wochen wirklich nicht so einfach. Sie konnte
ja gar nicht aufstehen, machte unter sich und war so in der Gefahr wund
zu werden. Erneut muss ich feststellen wie froh ich war Martin und
Bianca zur Hilfe zu haben. Martin hob sie täglich behutsam so in die
Luft, dass Bianca ihr das verschmierte Hinterteil reinigen konnte
während ich die Wunden versorgte.

Zunächst fraß Caprice auch nicht gut und bekam ein entsetzliches Ödem unter dem Bauch.
Wir ließen uns nicht beirren und pflegten täglich liebevoll weiter.
Zwei Tage vor Abreise der Beiden stand Caprice dann plötzlich einfach auf wackligen Beinen aber
wedelnd auf der Terasse am Frühstückstisch 😉 Ihr war es hinter dem
Haus so alleine  langweilig geworden. Am Abend vor Abreise trug Martin
sie dann zu den unteren Zwingern. Ich glaube wir hatten dabei alle drei
einen Kloß im Hals. Doch da sie inzwischen immer öfter aufstand war es
für mich einfacher, sobald ich wieder alleine war, die Pflege dort im
Griff zu haben. Auch für sie war es so tatsächlich besser, so konnte sie
zumindest die anderen Hunde sehen.

Insgesamt hielt ich sie zwei Monate separat und auch mit komplettem Stubenarrest.
Doch inzwischen war ihr so furchtbar langweilig, dass sie im Zwinger ihre Decken zerriss wenn die
anderen spielten, mich versuchte sie am Hosenbein festzuhalten wenn ich
ihren Zwinger wieder verlassen wollte: Kurz, sie tobte so sehr dass der
Stubenarrest keinen Sinn mehr machte.

Seit dem 31.10. also hat sie Freigang, der Unfall war am 28.08. gewesen.
Was in diesen zwei Monaten aus der süßen Hündin geworden ist scheint unglaublich wenn man es nicht
mit eigenen Augen gesehen hat. Wieso ich von übervorsichtig dann gleich
so mutig wurde und sie sofort ins Rudel integrierte weiß ich so genau
auch nicht, das tat ich rein intuitiv weil ich es gut fand für sie.
So läuft sie also mit dem immer loyalen Findus, der ebenso verträglichen
Saphira und auch der Mama Filini vom Nudelsalat, dich ich mittlerweile
von ihren Welpen getrennt habe weil sie genervt war von der Rasselbande.

Nachdem die zwei jungen Hündinnen sich am ersten Tag zweimal anzickten
waren die Fronten schnell geklärt und es ist ein harmonisches Vierer-Team.
Ich denke, dass der viele Auslauf und Spiel nun gut tun wird und
Caprice die nötigen Muskeln aufbauen kann, die ihre Hüfte besser stützen werden.

Schon nach wenigen Tagen sehe ich eine weitere deutliche
Besserung. Sie wird natürlich immer ein handycap- Hund bleiben und
sollte keine ausgedehnten Spaziergänge machen, natürlich auch nicht
gerade ein zu Hause mit Treppen bekommen. Aber auf keinen Fall muss sie
in Watte gepackt werden und möchte auch gerne Beschäftigung haben.
Trotz ihrer schlechten Erfahrungen liebt sie Menschen sehr und ist für jede
Kuschelrunde zu haben.

Ich habe alles Notwendige für sie getan und es ist Zeit, dass sie ihre eigene Familie findet.

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