Findus

Findus ist wirklich nicht so ganz einfach zu beschreiben, deshalb habe ich mir auch etwas Zeit damit gelassen.

Anfang letzten Jahres fand ich ihn vor meinem Tor: extrem eingeschüchtert und zurückhaltend, dünn und heruntergekommen. Ich schlich auf allen Vieren auf ihn zu, er schlich im selben Tempo weg von mir. Dennoch gelang es mir innerhalb nur einer Minute, ihn davon zu überzeugen, dass ich ihm nichts tun würde, und ich durfte ihn unterm Hals kraulen.
Mithilfe einer Dose Futter überredete ich ihn, auf dem Grundstück in einen Zwinger einzuziehen. In den nächsten zwei Tagen hatte ich schnell und endgültig sein Vertrauen „ eingekauft“. Ich kann tatsächlich alles mit ihm machen. Auch wenn ich mal ungehalten oder gar böse werde, würde er mir das nicht verübeln.
So kam ich tatsächlich nie auf die Idee, dass dieser extrem verschmuste und anhängliche Hund auch seine Schattenseiten haben könnte. Leider ist es aber so und Findus ist definitiv kein Anfängerhund.
Ich will die ganze Wahrheit erzählen: Anfänglich ging er Besucher, die ihm ihre Aufmerksamkeit widmeten, richtig an, was mich total erschreckt und erschüttert hat!
Seitdem ich das weiß, haben wir selbstverständlich begonnen, dagegen anzuarbeiten. Betonen möchte ich, dass dies aus seiner eigenen Unsicherheit heraus geschieht. Meine erste Reaktion war: „Dann ist das eben so, den krieg ich hin mit der Zeit!“ Davon bin ich nicht nur weiterhin felsenfest überzeugt, wir sind sogar auf einem guten Weg. Und wieder einmal ist mein Zuhause mit den vielen Besuchern auch für ihn ein Schlüssel zur Familie. Zunächst einmal stellten wir fest: Findus beißt nur ein Mal. Danach ist er ein Freund – das zwar nicht sofort am selben Tag, aber wenn, dann für immer. Selbst wenn er einen Menschen erst nach Monaten wiedersieht, erkennt er ihn wieder und erinnert sich!
Auch bei Findus aber darf man nicht vergessen, dass hier der „Kamerad“ Mensch schuld sein muss an diesem Verhalten. Anfänglich zuckte er auch bei mir zurück, wenn ich nur die Hand hob und erwartete unweigerlich Prügel. Es bleibt weiter wichtig, ihm zu verstehen zu geben, dass ihm nichts Schlimmes mehr passiert.
In meinem tollen Freundeskreis hatte ich immer wieder die Gelegenheit, mit Findus zu üben. Wir sind so weit, dass ich seine Tür öffnen darf und er sich selbst an seinen Besuch vorarbeiten darf, bis es ihm passt, angefasst zu werden.
Für mich ist Findus ein wahnsinnig interessanter Hund und natürlich somit einer meiner großen Favoriten. Er fordert meinen Hundeverstand immer wieder aufs Neue, und wieder einmal merke ich, wie man im Umgang mit Tieren niemals auslernt.
Ich hatte allerdings schon kompliziertere Hunde als ihn, die auch ihre Familie fanden. Hunde, bei denen auch ich wochenlang den Zwinger nur im Rückwärtsgang verließ , und so ein komplizierter Kandidat ist Findus definitiv nicht!
Er ist ein Kampfschmuser und gelehrig, lieb und treu und ein absoluter Favorit für jeden, der sich in Sachen Hundeverhalten ein wenig bilden mag.

Findus im Grünen